PLAYING EARL TURNER Sa, 19.02.2022
Vor mehr als drei Jahren wurden die Urteile im NSU-Prozess gesprochen. Noch immer sind wichtige Fragen zu den Anschlägen ungeklärt. Die Diskussion über ein weitverzweigtes Unterstützer*innen-Netzwerk der Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund, das sich möglicherweise bis in staatliche Institutionen zieht, ist beispielhaft für die Debatte um die Existenz einer international gut vernetzten, rechtsextremen Szene, der das vermeintliche Trio heute als Vorbild gilt.

Ein wichtiger Schlüsseltext der rechten Szene ist der dystopische Roman "Die Turner Tagebücher" (1978) von William Luther Pierce. Die Tagebucheinträge des Ich-Erzählers Earl Turner erzählen von einer Untergrund-Terrorzelle, die mit Bombenattentaten und Mordanschlägen 'das System' destabilisiert und eine weltweite, 'weiße Revolution' auslöst. Die detailreichen, akribisch verfassten Schilderungen dienten mehreren Neonazis nachweislich als Inspiration ihrer Anschläge. Auch auf den Computern des NSU wurde der Roman gefunden.

PR (Kerstin)