Tinte & Kaffee: Sperrstund is' So, 12.09.2021
Das Kaffeehaus und der "Anschluss"

Cafe Rembrandt Sperrstund is' - Das Kaffeehaus und der "Anschluß" Die Blütezeit der klassischen Wiener Kaffeehauskultur und –literatur dauerte genau bis zum März 1938 - als mit dem "Anschluss" der "Ostmark" an das Deutsche Reich auch die neue Kultur der Unkultur in Wien ihren Einzug hielt. Die Vorzeichen konnte man allerdings schon Jahrzehnte früher erahnen. Und die Nachwirkungen spüren wir bis heute: damals begann das Kaffeehaus-Sterben, das noch immer nicht sein Ende gefunden hat – jüngstes Beispiel: die Umwandlung des Café Griensteidl in einen Supermarkt...

Die Stammgäste der Kaffeehäuser – die literarischen, künstlerischen, intellektuellen, politischen, die jüdischen und die nichtjüdischen – wurden vertrieben oder umgebracht, verließen "freiwillig" das Land oder kamen aus anderen Gründen nicht mehr ins Café. Die Kaffeehäuser selber wurden "arisiert" – enteignet und "judenfrei" gemacht. Die meisten mussten daraufhin aber früher oder später schließen – es fehlten eben die Stammgäste...

Aus Zeitzeugen- und Zeitungsberichten und literarischen Bearbeitungen von Autoren wie Friedrich Torberg, Margarete Schütte-Lihotzky, Gina Kaus, Veza Canetti, Alfred Polgar, Soma Morgenstern, Hugo Bettauer, Hilde Spiel und vielen anderen ergibt sich mosaikartig das Panorama einer Zeit, in der Intoleranz, kulturelles Desinteresse und die Furcht vor allem angeblich "Fremden" innerhalb weniger Jahre Zeit zum Untergang einer typisch wienerisch-österreichischen Tradition geführt haben, die heutzutage, um wenigstens die letzten Überbleibsel noch zu schützen, in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen worden ist.

Mit: Christine Renhardt, Elisabeth Seethaler, Christoph Prückner
Textauswahl und Regie: Christoph Prückner

PR (Kerstin)