ASOZIALE EHE. Performance von Billi Thanner und Julius Deutschbauer Do, 01.07.2021
In ihrer Performance ASOZIALE EHE konfrontieren Billi Thanner und Julius Deutschbauer ihr Publikum mit menschlichem Verhalten und Umgangsformen von zwei Eheleuten, die meist die Vorboten einer Scheidung sind: Berührungsängste, abschweifende Blicke, Distanz, mangelnde Kommunikation, Lieblosigkeit, Entfremdung, Raumtrennung ...

Ehe auf althochdeutsch heißt ēwa Gesetz. Eine Eheschließung oder eine Heirat (althochdeutsch: hīrāt, Hausversorgung, Vermählung, von rāt, Vorrat, Rat, Heirat, mit der germanischen Wurzel hīwa-, zur Hausgenossenschaft gehörig, Lager) definiert eine formale, gefestigte Verbindung zwischen zwei Personen (in manchen Kulturen auch mehreren Personen), die gesetzlich die ökonomischen Rahmenbedingungen und sozialen Verantwortlichkeiten zwischen Eheleuten regelt.

Laut Statistik Austria haben 2020 coronabedingt um 14 Prozent weniger Paare standesamtlich geheiratet als im Jahr davor. Allerdings wurden auch um neun Prozent weniger Ehen bei einer mittleren Ehedauer von 10,6 Jahren geschieden. Scheidungsanwälte rechnen unterdessen damit, dass es spätestens ab Herbst 2021 parallel mit der erwarteten Insolvenzwelle auch zu mehr Scheidungen kommen wird. Denn eine wirtschaftliche Schieflage führt zu erheblichen Spannungen in Beziehungen.

Zwei Menschen, die sich gefunden haben, bauen eine Struktur auf von der aus sie alles andere verstehen! Unsere Performance ASOZIALE EHE zeigt, wie man die aufgebaute Struktur zerstört! Die Liebe ist kein Gefühl! Dafür sind die Gefühle viel zu unregelmäßig!, Billi Thanner

Ihr Ungeheuer mit euren Frauen! Hast du nicht gesagt: Es ist die Hölle..., Julius Deutschbauer zitiert Ingeborg Bachmann aus Undine geht, Werke 2, Piper 1993, München, S. 255

BILLI THANNER hat sich in den künstlerischen Arbeiten der Schönheit verschrieben. Seit den frühen 1990er Jahren ist sie als bildende Künstlerin tätig. Ihr Werk umfasst die Genres Malerei, Skulptur, plastische Intervention, Rauminstallation, Aktion, und Performance und widmet sich dem Verhältnis zwischen Mensch, Natur, Kunst und Gesellschaft. Für ihre Performances, die interdisziplinär konzipiert sind, lädt sie regelmäßig Kulturschaffende und Kreative aus verschiedenen Sparten Theater, Musik, Tanz, Mode und Design , aber auch Freund*innen zum Mitwirken ein. Mit einer selbstbewussten, kraftvollen und impulsiven Bildsprache verhandelt sie das Ungleichgewicht zwischen sozialem, ökonomischem und ökologischem Handeln: Oberflächlichkeit, maßloser Konsum und Wegwerfmentalität, Ausbeutung von menschlicher Arbeitskraft und der Natur, Umweltverschmutzung und Ressourcenverschwendung. Aber im Mittelpunkt steht der Mensch. Lebt und arbeitet in Wien.

JULIUS DEUTSCHBAUER malt und performt, macht Filme, Videos und Plakate, die das Zentrum seiner Arbeit bilden. Seit 1993 hat er als permanenter Beobachter gesellschaftlicher Entwicklungen rund 200 Plakate ironisch-kritische Momentaufnahmen der Gesellschaft produziert. 1997 startete er mit seiner Bibliothek ungelesener Bücher. Sein nomadisches Langzeitprojekt führte ihn bisher u.a. ins Freudmuseum Wien, in die Residenzgalerie Salzburg, in den Kunstverein Salzburg, in das Kunsthaus Basel, in das BOZAZ Centre of Fine Arts, Brüssel, ins The Print Center, Philadelphia, ins Österreichische Kultur Forum New York oder in Bazon Brocks Berliner Denkerei und in Freies Museum Berlin. Für Julius Deutschbauer ist die Bibliothek ungelesener Bücher ein Rückzugsort. Er fahndet nach Büchern, die in aller Munde sind, kaum aber wirklich gelesen werden. Mittlerweile umfasst die Bibliothek ungelesener Bücher ca. 800 Exemplare. Immer wieder lädt Julius Deutschbauer im Rahmen von Ausstellungen Leseratten zum Schmöckern ein. Ein Audioarchiv mit unzähligen Interviews mit Leseunlustigen begleitet sein zweites Langzeitprojekt. Lebt und arbeitet in Wien.