Ali M. Abdullah dekonstruiert in seiner Inszenierung von Brechts "Baal" das Konzept des amoralischen, aber umso genialeren Künstlers: Geschlechtertausch, Masken und die Live-Musik von Andreas Dauböck fungieren als Verfremdungseffekte. Die Besetzung der Titelfigur Baal mit zwei Frauen - Constanze Passin und Michaela Bilgeri - ist einer der Inszenierungscoups.
"Baal" sieht im WERK X nicht wie klassischer Brecht, sondern wie Maskentheater aus. Ali M. Abdullah möchte in seiner Inszenierung die Grenzen zwischen den Individuen und den Geschlechtern auflösen: Die Titelfigur Baal wird von zwei Schauspielerinnen verkörpert (Constanze Passin und Michaela Bilgeri), Andreas Dauböck entwirft für Baal einen Verfremdungssoundtrack zwischen Nick Cave und Brechtlied und alle tragen dabei extra für die Produktion von Bühnenbildner Renato Uz angefertigte Masken.
Das Anliegen von Ali M. Abdullah ist es, das konstruierte, holzschnittartige und oppressive von Identitätskonzepten anhand des "Prinzips Baal" herauszuarbeiten: Ein liebevoll gepflegtes und gerade im Theater auch heute noch gerne gelebtes Klischee ist das Konzept des amoralischen, dafür aber umso genialeren Künstlers, der jenseits jeder sozialen Ordnung steht und darum fortwährend mit der bürgerlichen Gesellschaft in Konflikt gerät. Die Figur des talentierten, jungen Autor Baals repräsentiert im gleichnamigen Frühwerk Bertolt Brechts dieses Konzept mit all seinen reaktionären Einschreibungen: Weiß-bürgerlich, sexistisch und heteronormativ.