Kunst und Design mit neuen Perspektiven Fr, 13.10.2023
Das Neue Museum Nürnberg wurde 2000 eröffnet und ist ein architektonisches Juwel der berühmten Altstadt. In der Nähe des Hauptbahnhofs gelegen, lohnt es für einen Zwischenhalt auf dem Weg von oder nach Wien. Das Konzept des sehr aktiven Museums und seine, nicht zuletzt derzeitigen, Ausführungen sind in der Tat einen Besuch wert.

Die Bildhauerin Dagmar Buhr arbeitet mit Text, während andere Stein verwenden. Das Material, das sie verwendet Wörter bzw. Worte, seien sie gefunden oder doch erfunden. Dabei sind die Wörter teilweise fragmentarisch, es gibt hier keine Sätze. Ein Text erlebt hier Dekonstruktion, man/frau muss hier die Buchstaben zu Wörtern entziffern oder dies wenigstens versuchen: so zeigt sich in/aus den gewöhnlichen - vielleicht auch schludrigen - Texten des Alltags wieder die Macht der Sprache. Das geht nicht ohne Blicke, neugierige, begehrende, in verschiedenen Kontexten. "lui" ist entnommen dem französischen Herrenmagazin, das 1963 erstmals vorgelegt und inzwischen eingestellt wurde. Dabei weist die Künstlerin darauf hin, dass "lui" im Französischen auch feminin zu verstehen ist.

"Double Up!" geht einen assoziativen und spielerischen Weg, Designobjekte und Kunstwerke zusammenzubringen, den das Neue Museum und Die Neue Sammlung -The Design Museum in der Pinakothek der Moderne (D-80333 München, Barer Straße 40) als neuen Weg verstehen. Ob der Weg wirklich neu ist? Er ist nun zumindest nicht die Regel. Die Vorschläge und Ergebnisse, die hier unter der Kennzeichnung "Spiegel/System" präsentiert werden, sind bemerkenswert. Hier begegnen u.v.a. Robert Indiana (1928-2018) mit dem Plakat "Indiana Love" (1966) oder beim Pop-Design Roy Lichtenstein (1923-1997) mit den Lithographien Crying Girl (1963) und Btushstroke (1965), der Produktphotograph Aldo Ballo (1928-1994) oder auch die Gebrüder Thonet aus Wien mit dem "Toilette-Spiegel Nr. 1" aus Holz und Spiegelglas aus der Zeit von ca. 1880 (Leihgabe der Neuen Sammlung).

Die 10 kunstvollen und eindrücklichen Kriegsteppiche der 1980er jahre bis 2012 aus Afghanistan und Pakistan sind ebenfalls aus der Neuen Sammlung und stellen nicht nur kunstgeschichtliche, sondern auch zeitgeschichtliche Dokumente dar - vergleichbar mit den großen Teppichen aus dem Mittelalter. Das traurige Thema "Krieg" ist ja in den beiden Staaten weiterhin aktuell - betrüblicherweise.