Matthias Huber: Bibel und Big Bang So, 02.07.2023
Bibel und Big Bang. Naturwissenschaft, Religion und die größten Rätsel unserer Welt

Das Buch des Physikers und katholischen Priesters Matthias Huber (7) gehört zu einer ansehnlichen Reihe von Texten, die Religion und Naturwissenschaft als verbindbar und zumindest nicht gegensätzlich - zu erklären versuchen. "Bibel und Big Bang" hat nun meine Neugier erweckt. Denn ich habe bisher die beiden Größen Bibel und Big Bang (als Ausdruck einer Entstehung aus dem Nichts, vgl. 92: Urknall als Standardmodell der Physik) nicht zwingend als konträr empfunden. Und dazu noch den Untertitel, der die Betrachtung der "größten Rätsel unserer Welt" verspricht.

Der Text ist als Sachbuch konzipiert, der wissenschaftliche Apparat wird als in die Dissertation des Autors ausgelagert angekündigt. (Ebenso fehlt ein Register.)Ausgangspunkt des Buches ist die Fragestellung "Glauben Sie an die Bibel oder an den Urknall?" (7) H. weist auf die bekannte Tatsache hin, dass die Bibel kein Naturkundelehrbuch ist (8, 19) und erinnert dabei an Origenes (185-253/54), aber auch an die Tatsache, dass "moderner Wissenschaft...immer ein methodischer Atheismus zugrunde" liegt (9). H. möchte nun seine Kosmo-Theologie mit der Naturwissenschaft verbinden, um einen Kontakt aufzuzeigen, der über ein "man grüßt sich freundlich - mehr aber auch nicht" (11) weit hinausgeht: Wobei das mit dem freundlich grüßen von Seiten der Naturwissenschaft oft nicht weit her ist. Da bleibt dann der Vorwurf der "kognitiven Dissonanz" (14 f.). Doch möchte die Bibel immerhin den Sprung zu einer "Weisheitsgesellschaft" machen (19).

Das fiktive Gespräch zwischen Naturwissenschaft und Religion entfaltet H. dann geschickt zu einer Nebeneinanderstellung von physikalischen Erkenntnissen neben Texte der Bibel (die interessanterweise meist Eigenübersetzungen sind und nicht der üblichen "Einheitsübersetzung" entstammen. Im Buch der Sprichwörter, Kap. 8, Verse 22-31 findet sich ein zentraler Lobpreis der Schöpfung und des Schöpfers (49-53) - wie auch an anderen Textstellen - und hier öffnet H. den biblischen Text im Hinblick auf moderne Naturwissenschaft.

Als Schlüsseltext erweist sich das Buch Hiob, 28. Kap., Verse 1-28 (S. 57-60), wo nach all den großen Ergebnissen der Schöpfung nach der Weisheit gefragt wird - und diese Frage nach der Weisheit ist nicht naturwissenschaftlich!! Daneben stellt H. Hiob 38, 1-12 (66-68) mit der Frage nach Freiheit, Gesetz und Ordnung (72-74). Und dass Gottes Schöpfung mit Liebe gewirkt ist, zeigt H. an Isaias 40,1-5 und 25-31 (86-88). Von entscheidender Bedeutung für Welt und Leben ist, dass Voraussetzungen zur Evolution gegeben sind, Gott bewahrt die Erde vor dem Chaos: Psalm 93, 1-5 (117-119). Und wieder bringt H. Naturwissenschaft und Psalmen ins Gespräch (120-124) und stellt dann Genesis, Kap. 1 als "vorwissenschaftliche" Prosa vor Augen, als Zeichnung der göttlichen Schöpfung (127-132). "Differenzierung und Beziehung in der Schöpfung" (148) erweisen sich deutlich in Psalm 148 (148-150). Erkenntnis und Schönheit der Schöpfung zeigen dann besonders Weisheit Kap. 13, Verse 1-9 (160-162). Das 12. Kapitel dse Buches möchte dann darstellen, "warum mit dem Tod nicht alles aus ist", also es folgt ein neuer Himmel und eine neue Erde (mit mehreren Verweisen auf die Apokalypse)(179-195). Festzustellen bleibt allerdings, dass die in der Bibel proklamierte Wiederkunft Christi im Buch übergangen wird. Die Frage nach der Bedeutung des Menschen in der Schöpfung bringt dann Psalm 8, 2-10 zum Ausdruck (11-216).

Das Buch ist sehr empfehlenswert vor allem wegen des Ansatzes, physikalische Gegebenheiten und biblischen Text zusammenzubringen, aber auch wegen einer Reihe interessanter Arbeiten mit wichtigen Bibeltexten, besonders Psalmen.