Emil Orlik an Max Lehrs. Künstlerpost aus aller Welt Mi, 29.03.2023
Das tut einem Museum richtig gut. Eine große Ausstellung (einschl. einem Katalog (ISBN: 978-3-89188-145-3 mit ca. 500 Seiten!) aus eigenen Beständen gestalten! Und nicht zuletzt ist es eine enorme Herausforderung - noch dazu gleichzeitig mit Baumaßnahmen im Hause... Diese Leistung vollbringt das ohnehin recht rührige Kunstforum Ostdeutsche Galerie derzeit in Regensburg (wie immer tatkräftig unterstützt durch wichtige Sponsoren wie Bund, Land, Stadt Regensburg und Sparkasse).

Emil Orlik (geboren 1870 in Prag) wechselte nach dem Abitur mehrfach zwischen Prag und München der künstlerischen Ausbildung wegen. Seine Lebensfreundschaft mit dem Kunsthistoriker Max (Peter) Lehrs (geboren 1855 in Berlin, gestorben 1938 in Dresden) beginnt wohl 1897, als Lehrs bereits ein Jahr lang das Kupferstich-Kabinett in Dresden leitete (bis 1904, danach wieder 1908-1924, dazwischen in Berlin). Lehrs begann auffallend früh mit der Sammlung von Orliks Arbeiten. Er muss also von ihrer Qualität überzeugt sein.

Der Zeichner, Druckgraphiker und Porträtist Emil Orlik gehörte zu den Künstlern, die dank vieler Reisen Erfahrungen und Kenntnisse sammelten. Seine erste große Studienreise 1898 führte ihn nach London und in die Niederlande, wo er gemeinsam mit Max Lehrs Amsterdam und Haarlem besichtigte. Mit einem Brief aus London von 1898 beginnt der im KOG vorhandene Bestand: u.a. 23 Alben mit Emil Orliks Briefen und Postkarten an Max Lehrs (der bis 1930 dauert), weitere 125 Arbeiten, einschl. 46 Seiten mit Zeichnungen aus Skizzenbüchern, 25 Radierungen, 19 Holzschnitte, 8 Lithographien, insgesamt über 440 Briefe und Postkarten. Von besonderer Bedeutung war der vierzehnmonatige Aufenthalt in Japan. Orlik war eben nicht nur ferner Adept des Japonismus, sondern wollte quasi vor Ort leben und lernen. Ein Ergebnis der Reise war, dass er als Experte japanischer Druckkunst angesehen wurde. Eine zweite Asienreise erfolgte dann 1912, u.a. auch wieder nach Japan, 1924 kam es zu einer Reise in die USA, mit ebenfalls künstlerisch interessanten Ergebnissen. Emil Orlik war von 1899-1905 Mitglied der Wiener Secession und siedelt sich mit seinem Atelier in Wien an. Doch wird er als Professor nach Berlin an die Staatliche Lehranstalt Kunstgewerbemuseums berufen, zieht nach Berlin und beginnt seine Lehrtätigkeit. 1908-1913 gehörte er zur Berliner Secession, 1922 wird er Mitglied der Preußischen Akademie der Künste. Ein geradezu netter und passender Zusammenklang ergab sich 1924: Unter dem Titel "Kleine Aufsätze" erscheinen gesammelte Schriften Orliks - unter dem Titel "Gesammeltes" ein Textband von Lehrs. Die ansehnliche Ausstellung "Emil Orlik an Max Lehrs" bildet neben dem Kennenlernen bedeutender Künstler und Gelehrter ein feines Beispiel gehaltvoller Kommunikation in längst verflossener Zeit (aber nicht einmal hundert Jahre!) nicht zuletzt eine schöne Wiederaufnahme des Themas "Künstlerpost". Erinnert sei hier an die Ausstellung "Arte Postale" in der Akademie der Künste, Berlin, 2013.

Das KOG hat die liebenswürdige Idee , in seiner Eingangsrotunde ein "klassisches" Kaffeehaus mit Kaffee und Kuchen anzubieten. Mal sehen, ob die Besuchenden dies akzeptieren....