Römerstadt Carnuntum. Die Vergangenheit beginnt hier. Di, 30.08.2022
Carnuntum - Ein Klassiker der Archäologie, der Geschichte und des Tourismus. Einige Impressionen

Aktuelle Ereignisse skizziere ich heute nicht - sondern einen "Klassiker": Die römische Stadt (Fläche: 10 qkm, davon seit gut 150 Jahren erst/schon 0,5% ausgegraben) im Bannkreis von Wien. Carnuntum liegt so nahe, dass es beinahe wieder vergessen werden kann. Die Stadt, bereits zu Beginn des 1. Jahrhunderts nach Christus angelegt (also gut 2000 Jahre alt!! das muss man sich mal in Ruhe vorstellen!!) wird ausgestattet mit dem Stadtrecht (um 124 n. Chr.) und dazu mit dem erweiterten Stadtrecht (194 n. Chr.) - und die Stadt ist Kaiserstadt, sozusagen eine Art Vorläufer von Wien, der Kaiserstadt. Carnuntum wird dann mit der gesamten Provinz Pannonien den Hunnen übergeben (433 n. Chr.) - also nach 400 Jahren; Wien bleibt Kaiserstadt immerhin diverse Jahrhunderte länger... Carnuntum ist so anschaulich, handgreiflich, eindrücklich, eben einfach "schön" ausgegraben: Phantasiebegabte warten geradezu, wenn der nächste Römer um die Straßenecke biegt...im Schwimmbad liegen die Handtücher bereit und warten die Badelatschen auf ihren Benutzer, draußen im (röm.) Geschäft wird frisches (ja frisches!) Obst angeboten.... und das schon seit den Jahrzehnten, die seit Ausgrabung und "Aufbau" vergangen sind: Carnuntum ist auch hier ein "Klassiker", gepflegt und durchaus mehrfachen Besuches wert... Es ist wirklich keine Überraschung, dass die Römerstadt zum Weltkulturerbe gehört.

Die Besichtigung, das Erlebnis beginnt mit einem (seit Jahren) gelungen gestalteten Eingangsbau, der eine Reihe ausgewählter, fein präsentierter Grabsteine zeigt und den Benutzer so zur römischen, lateinischen Welt geleitet. Der Rundbau für den Sklaven Florus ist gestalterisch gebührend hervorgehoben - ich möchte aber den Blick auf das Stelenportrait von Primigenia lenken (Drittes Grabmal rechts). Ihre Grabinschrift ist "klassisch" und enthält eine Fülle von Lobesformeln für Verstorbene - - Die Verstorbene Primigenia war aber Sklavin!!! Prächtig ist das große raumbeherrschende Video im folgenden Saal: Das römische Zivil- und Militärleben wird so lebensnah vermittelt, dass hier bereits einige Schülerinnen und Schüler beschlossen haben, in der Schule das Fach Latein zu wählen! (So wird erzählt!) Und Kaiser Marc Aurel vollendet (im 2. Jahrhundert nach Chr.) das zweite Buch seiner berühmten "Selbstbetrachtungen" hier in Carnuntum auf Griechisch (korrekt zu sehen!) Falls das eindrucksvolle Video einesTages erneuert werden sollte, ein kleiner Vorschlag schon jetzt: Die römischen Heere zählten gewiß nicht durchgehend Soldaten weißer Hautfarbe in ihren Reihen... Beim (in Museen üblichen) Shop habe ich den Eindruck, er biete immer mehr Objekte an; zu erwerben sind sogar auch T-Shirts mit großen Aufschriften wie "res publica" oder "veni vidi vici". Und ein sinnvolles Angebot ist auch das "Forum Culinarium" neuen Datums: Hier können sogar nach römischen Rezepten zubereitete Speisen bestellt werden.... Erfreulicherweise gibt es keine Anzeichen, dass die Verantwortlichen - erfolgsgesättigt - ihren Schwung verlieren. Auch die Ausgrabungen werden offensichtlich fortgesetzt. Besuch - auch mehrfacher - lohnt...