Das Große Welttheater: Bilder zur Zeit Fr, 20.05.2022
Das Thema der Doppel-Ausstellung "Das große Welttheater" nach dem berühmten Werk des Calderon de la Barca verspricht einen Weg geradezu vom Mysterienspiel zur Neuerfindung der Welt: Ein mutiges und und vielversprechendes Thema, das Dr. Erdel und Frau Dr. Kienberger hier zu präsentieren wagen. Die "Bilder zur Zeit" unfassen großformatige Arbeiten aus den Jahren 2017-2021, also bereits aus der Zeit von Corona, aber noch nicht geschaffen unter dem Eindruck des Überfalls von Russland auf die Ukraine, den Nachbarn und zugleich das Brudervolk.

Das Künstlerleben von Heiner Riepl habe ich bereits am 3.9.2021 an dieser Stelle skizziert, das Kunst erleben hat der Künstler den Betrachtenden nun auch in dieser Ausstellung wieder ermöglicht. Die präsentierten Zeichnungen zeigen "einfach" Zerstörungen von Städten in allen Schrecklichkeiten in einem geradezu faszinierenden "bellizistischen Gelb", das sowohl den Staub der Zerstörung gemischt mit dem Sand der Wüste und dem Leuchten der Sonne "über Gerechte und Ungerechte" als dominierende Farbe zum Ausdruck bringt. Dazu kommt das "normale" Grau und Schwarz der zerstörten Häuser. Die Stadtarchitektur zeigt einige angedeutete Säulenreihen und weitere orientalisierende Elemente: Die Gemälde sind somit erkennbar Reflexion der Kriege in bzw. rund um Syrien - und ergreifen die Emotion des Betrachtenden zutiefst angesichts der Gegenwart.

Die Bühnen- und Kostümbildnerin Katharina Claudia Dobner wurde 1981 in München geboren. Ihr Ausbildungsweg lief u.a. über die Akademie für Gestaltung in Regensburg und die Kunsthochschule Berlin-Weißensee (2005-2011). Ihre vielseitige Tätigkeit umfasst weiter Aufgaben als Produktionsassistentin und Performances im In- und Ausland, so am Berliner Ensemble und am Turmtheater Regensburg Es geht ihr immer um einen Bühnen(t)raum. Wichtig wurde ihre Tätigkeit an der Wiener Volksoper. Doch bereits seit 2013 lebt und arbeitet die Künstlerin wieder in bzw. bei Regensburg. Hier ist sie seit 2013 als Dozentin an ihrer Ausbildungsstätte Akademie für Gestaltung tätig, 2019 erhielt sie den Kulturförderpreis der Stadt Regensburg. Katharina Claudia Dobner ist zugleich Sammlerin und Malerin, die ihre Werke im bayerischen Raum, vor allem in diversen Ausstellungen in Regensburg präsentieren konnte, nicht zuletzt 2019 in der Galerie artspace Erdel, die auch jetzt Werke von ihr sehen läßt. Ihre Beiträge zum "Großen Welttheater" gehören zu dem siebenteiligen Werk "Purgatorio" gemäß der Divina Commedia. Am tiefsten beeindruckend war für mich das Gemälde mit der Beschriftung "Selig die Armen im Geiste" (aus den biblischen Seligpreisungen) inmitten einer großen divers grauen Fläche, die zwei Drittel des Bildes ausmacht. Der untere Teil zeigt dann Gegenständliches: Hier versucht ein nackter Mann mit einem Felsblock auf dem Rücken zu kriechen. Eine Erinnerung an Sisyphos - und seine vielen "Nachkommen" in vielen Zeiten?