Evira Bach - Retrospektive Sa, 26.02.2022
Elvira Bach (geb. 1951 in Neuenhain/Taunus in Hessen) ist zweifellos zu den "Klassiker(inne)n" und zu den führenden Künstlerinnen in der Malerei der Gegenwart zu zählen. Sie war die erste eingeladene Künstlerin bei der documenta 7 des Jahres 1982 - die Retrospektive in der ArtAffair Galerie vierzig Jahre später ist in der Tat ein angemessener Anlass. Und diese Gelegenheit hat die Galerie zu einer sehr gelungenen Vernissage unter Anwesenheit der Künstlerin mit Begrüßung durch die Bürgermeisterin der Stadt Regensburg Dr. Freudenstein genutzt.

Die "Junge Wilde" der achtziger Jahre des vergangenen jahrhunderts studierte u.a. 1972-1979 an der Hochschule der Künste (seit 2001 Universität der Künste) in Berlin. Zahlreiche Reisen, auch nach Afrika (vor allem in den Senegal) förderten ihre künstlerische Entwicklung. Elvira Bach lebt in Berlin. Die Künstlerin, die sich als frei und lebenslustig, als "ein Alleingang" versteht, arbeitet oft mit Selbstbezügen. Sie gestaltet oft großflächige Malerei mit kräftigen farben und starkem Pinselstrich und schafft bemerkenswerte neo-expressionistische Frauenbilder, häufig mit erotisch zu verstehenden Symbolen. Das künstlerische Schaffen von Elvira Bach umfaßt neben der Malerei noch diverse Bereiche, so u.a. Graphik, Vasen und andere Objekte wie Köpfe, aber auch Bronzeskulpturen und Glasarbeiten.

Die große, ca. 40 Stücke umfassende Präsentation in Regensburg zeigt das Leitthema der Künstlerin: Das Bild der Frau in der Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte eindrucksvoll Dabei sind die Frauen in ihrem verschiedenartigen gesellschaftlichen Rahmen dargestellt (oft unbekleidet). So findet sich eine "Spargelschälerin" neben einer Spargelzeit 2-7, eine "Tulpe in Kaffeetasse" und eine "Toilette". Ausdrucksstark ist auch das Gemälde (wie meist Acryl auf Leinwand gestaltet) "Weihnachten 1957" aus dem Jahr 2010. Als eindrucksvoll eigens genannt seien die Gemälde "Ich bin wie ich bin" (2014) und dann vor allem "Für E.". Hier sind auf der Rückseite die positiven Lebensgrundsätze von Elvira Bach aufgeschrieben. Eines der seltenen Gemälde mit zeitgeschichtlich-politischem Hintergrund ist das düstere Gemälde "Tschernobyl" von 1986: Ein Ort und Thema, dem kollektiven Vergessen hingegeben und dieser Tage erneut betrüblicherweise aktualisiert.

Das einzige als "unverkäuflich" deklarierte Riesen-Werk (190x230!) sind die "Drei Badeanzüge" von 1981. Ansehnlich sind aber auch Objekte bemalter Keramik bzw. aus Muranoglas. Mir hat hier die "Knieende" (2003) besonders zugesagt.

Ihre zahlreichen Ausstellungen gehen bis 1979 zurück, in öffentlichen Sammlungen sind Werke in Deutschland, Kanada und New York zu finden, in Österreich hat das Privat-Museum Liaunig (Neuhaus, Kärnten) Werke der Künstlerin. Bereits 2011 wurde Elvira Bach mit dem Österreichischen Museumspreis ausgezeichnet. 2021 gestaltete die Bode Galerie und Edition in Nürnberg die Ausstellung und den Katalog zur Ausstellung mit einem Text von Anabel Schaffer: 70 Jahre Elvira Bach (ISBN 978-3-943800-33-3). Eigentlich wäre eine Präsentation in Wien sozusagen an der Reihe...