Pacha
Fr, 09.05.2003
Also wie ein Pacha- Clubbing und eine Benefizgala für ein Waisenhaus zusammenpassen sollten, war meiner Wenigkeit von dem Moment an rätselhaft, als mir dieses Projekt zum ersten Mal zu Ohren kam. Aber die seltsamsten Fusionen tragen manchmal die wunderbarsten Früchte und so entschloss ich mich, mir diesen Event nicht entgehen zu lassen.
In der Tat war ich auch schon in dem Moment erstaunt, als ich die Location betrat. Denn obwohl die Veranstaltung bereits eine Stunde vor meinem Eintreffen begonnen haben sollte, war man noch feste dabei Dekorationselemente zu montieren und die Bars zu bestücken. Die von Gäste von Round Table 32, den Initiatoren der Charity Gala, waren sichtlich ein wenig irritiert. Gleich darauf bereute ich es, meinen Welcome- Drink so flott vernichtet zu haben, denn an den meisten Bars bekam man nichts zu trinken. Noch ehe ich mich auf die Suche nach einer Bar begeben konnte, an der mein Verlangen nach einem Drink gestillt werden würde, wurde ich von durchdringender Stimme daran gehindert. Die Moderatorin Nora Frey hatte die Bühne betreten und der erste Gedanke welcher mir durch den Kopf schoss war, dass "La Hong" diese Dame sicher nicht eingekleidet hatte. Das Sakko war, gelinde gesagt, ungewöhnlich und die Jean sah aus, als wäre sie einige Jahre alt. Dass Sneaker im Moment in sind entspricht zwar der Realität, aber die Turnschuhe von Frau Frey gehören wohl dennoch eher ins Fitnessstudio als auf die Bühne einer Benefiz- Gala. Und kaum machte besagt Moderatorin den Mund auf, kam ich mir vor wie in die Schulzeit zurückversetzt. Frau Frey forderte die Anwesenden in einer mehr als unangemessenen Weise auf, ihren Ausführungen zu lauschen. "Wenn sie mir nicht zuhören kann ich jetzt nicht weitersprechen." und ähnliches fauchte Frau Frey mit bösem Blick in Richtung der Zuseher. Warum sollten Menschen, die sich für einen guten Zweck versammeln, sich dann auch noch anschnauzen lassen? Damit hatte Frau Frey jegliche Sympathie verspielt, leider auch die zugunsten des Waisenhauses.
Gott sei Dank zauberte Josef Winkler dann das erste Model der "La Hong" Modenschau auf die Bühne und die Show ging los. Das Wegzaubern des letzten Models funktionierte nicht ganz wie geplant, denn das die junge Dame am anderen Ende des Raum wieder erschien, bekam niemand mit. Wie auch, die junge Frau saß ja schon längere Zeit gemütlich auf der Bar und fühlte sich nicht angesprochen als ihr Erscheinen gefragt war. Außerdem war es auch nicht besonders schlau, dass sie nach der Modenschau neben ihrer Zwillingsschwester durch die Räume lief. Da die Shaolin- Vorführung nicht auf der Bühne, sondern größtenteils in einem anderen Raum stattfand, bekamen nur wenige der Anwesenden diesen Teil der Show mit. Bei der amerikanischen Versteigerung eines "La Hong"- Kleides disqualifizierte sich Frau Frey gleich nochmals. Sie schaffte es einfach nicht, sich zu merken wer als letzter geboten hatte. Letzten Endes kämpften zwei Herren auf der Bühne weniger um das Kleid, als mehr um die Fassung und die Geldbörse. Spätestens als sie anfingen sich mit hundert Euro- Scheinen zu überbieten, schien den beiden ein wenig der Schweiß auf der Stirne zu stehen.
Der Übergang zur Party war etwas schleppend, da es erstmal längere Zeit gar keine Musik zu hören gab. Als es dann endlich losging, wussten die Gäste des Round Table 32 wohl nicht, wie ihnen so geschah. Viele von ihnen grübeln vermutlich immer noch, was die vielen Kirschen und ein Effendi mit einem Waisenhaus im Sudan zu tun haben. Unweit von mir stand ein Paar, beide in schwarzem Anzug, sie mit Blüschen und er natürlich mit Hemd, auf der Tanzfläche und beobachtete das Treiben des Partyvolks um sich herum. Schließlich begannen auch die Beiden, sich zu bewegen. Offenbar versuchten sie, sich über das langsam um sie herum anwachsende Partyvolk lustig zu machen, indem sie deren Tanzbewegungen nachahmten. Leider waren die beiden weder besonders grazil, noch mit echtem Taktgefühl gesegnet, was die Sache für die Umstehenden ausgesprochen belustigend werden ließ.
Nach nicht allzu langer Zeit hatte es in der Kunsthalle schon hochsommerliche Temperaturen, denn – zumindest meines Wissens – ist diese Location nicht mit einer Lüftung gesegnet. Das hinderte aber kaum jemanden daran sich zu bewegen, denn die Musik war wirklich gut… Als ich mich in die VIP- Area etwas abkühlen gehen wollte, stellte sich mir ein Security in den Weg und verlangte, dass ich mein Glas zurücklassen sollte. Nun ist es nicht weiter ungewöhnlich, dass man Freigetränke aus der VIP- Area nicht nach draußen bringen darf. Klar, sonst könnte man alle Freunde die nicht VIP sind mit Gratisgetränken versorgen. Aber zahlen musste man in diesem Falle hier wie dort, warum also darf ich mein Glas nicht mitnehmen? Das konnte mir besagter Security auch nicht wirklich erklären. Soll sein, von solchen Kleinigkeiten lasse ich mit den Spaß nicht verderben…
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