Zugang und Teilhabe im digitalen Wandel. Mo, 05.03.2018
Der 1. Bibliothekspolitische Bundeskongress in Berlin war eine echte Neuerung. Denn das Bemühen der Bibliotheken, ihre Bedeutung und Notwendigkeit für die Gesellschaft allgemein sowie Bildung und Forschung im besonderen der Seite der Politik vorzutragen, ist geradezu traditionell - mehr oder minder erfolgreich. Ein Bibliothekspolitischer Bundeskongress schafft hier eine klare Zielrichtung, die durchaus angenommen wird. Dies konnten die gut 300 Teilnehmer und -innen (gemäß Teilnahmeliste) erfreulich nachvollziehen: Die Breite des Bibliothekswesens war vertreten, aber auch führende Personen aus dem Ministerialbereich bis hin zu Abgeordneten, einem Minister (Schleswig-Holstein) und einem Staatssekretär (Bayern). Die Staatsbibliothek Berlin - Preußischer Kulturbesitz erwies sich bei den beiden Veranstaltungstagen als freundliche und kompetente gastgebende Institution. Und der Hauptveranstalter dbv (Deutscher Bibliotheksverband) hat gute Arbeit geleistet. Durchgeführt wurde der Kongress mit Keynotes, Impuls(kurz)referaten und vor allem Podiumsdiskussionen.

"Zugang und Teilhabe im Digitalen Wandel" als Thema eines ersten Kongresses war weit formuliert (gemeint waren als Schwerpunkt natürlich die Bibliotheken) und aktuell zugleich, nicht zuletzt in der Phase der deutschen Regierungsbildung. Der Inhalt der Kongresses war vielgestaltig, die Darbietung brachte natürlich Wiederholungen und Vertiefungen. Daher sei hier versucht, diesen Tagungsinhalt systematisiert darzustellen und dabei die Namen der vielen Referenten und Beiträger nicht zu nennen.

Allgemein: Die Gesellschaft mit ihren unvermeidlichen Veränderungen ist ohne Digitalisierung nicht vorstellbar, weder für die Wirtschaft noch für das Alltagsleben noch für das Kulturelle Erbe (dessen Bedeutung mehrfach genannt wurde). Dementsprechend möchte die Politik ein "starkes Digitalland Deutschland" erreichen (bisher erreicht Deutschland erst mittlere Ergebnisse im internationalen Vergleich) und dazu als Hardware z.B. bis 2025 Gigabyte-Netze eingerichtet wissen. Notwendig ist eine Blockchain-Strategie. Angedacht ist weiter, ein Zentrum für Künstliche Intelligenz gemeinsam mit Frankreich zu errichten. (Standortdiskussionen beginnen!) Zur inhaltlichen und strukturellen Begleitung sind die Errichtung einer Datenethik- Kommission und eines Digitalrates vorgesehen und der Aufbau einer "Digitalagentur" zu prüfen. Wichtig sind weiter auch Projekte im Rahmen der Smart Cities. Grundgedanke ist: Digitalisierung ist nur in Kooperation(en) denkbar, dazu kommt recht pragmatisch: Digitalisierung ist kein "Sparmodell", neue Bund- Länder-Vereinbarungen sollen/werden Finanzierungshilfen ermöglichen.

Bibliotheken - sowohl öffentliche Bibliotheken als auch wissenschaftliche Bibliotheken - sind als Teil der Gesellschaft wichtiger (und teilweise schon längst erfahrener) Teil der Digitalisierung, sie sind die besucherstärksten Kultur- und Bildungseinrichtungen (seit je her!), sozusagen das Mehrgenerationenhaus der Bildung, Ort des Diskurses in der Gesellschaft, sozusagen "Dritter Ort" neben Wohnen und Arbeiten, mit Schlüsselkompetenz, aber auch der Fähigkeit zur Qualitätssicherung. Aber auch die Digitalisierung als Mittel der Bestanderhaltung behält ihre Bedeutung Und immer ist der Blick zu richten auf Medien-, Informations- und Digitalkompetenz. Aufschlußreich waren auch diverse praktische Hinweise und Beispiele aus Bibliotheken, so der Einsatz eines humanoiden Roboters an der Stadtbibliothek Köln.

Mindestens die gleiche Bedeutung haben aber die Fragen und Problemstellungen, die bei einer derartigen Tagung vorgelegt werden bzw. zum Vorschein kommen. An dieser Stelle seien nur zwei genannt: - Wer hat eigentlich das Eigentum an Daten? - Warum werden Bibliothek und Bürgerhaus nicht in einem Bau zusammengeführt?

Erfreulicherweise war auch das österreichische Bibliothekswesen vertreten, u.a. durch den österreichischen Bibliotheksverband.